Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1rückt nähmlich bey ihrer täglichen scheinbaren Bewegung von
2Osten nach Westen, oder von A nach C fort; oder welches einerley
3ist, die Erde bewegt sich bey stillstehender Sonne, von Westen
4nach Osten, oder von a nach b. Es werden demnach die Luft-
5säulen zwischen AC, z.B. Aa, Cc, nach und nach mehr erwärmt
6und erhöht, die zwischen AB aber immer mehr abgekühlt und ihre
7Höhe vermindert. Solchergestalt fließt die erwärmte und erhöhte
8Luftsäule, oben, vorzüglich nach Morgen, oder von A nach B ab,
9und es bewegt sich die untere kältere Luft an der Erde, vorzüglich
10von Morgen gegen Abend, oder von b nach a. Und daher an
11allen Orten der Erde, über welche die Sonne | gerade weggeht,133
12der beständige Morgenwind.
13Lange war diese Halleysche Erklärung der beständigen Ost-
14winde die allgemein recipirte, bis man sie endlich in der neuesten
15Zeit aufgab. Am bündigsten wurde sie von Hube in seinem Werke
16über die Ausdünstung widerlegt. Er zeigte, daß nach jener Erklä-
17rung, der Morgenwind nur des Abends, Morgens hingegen ein
18Westwind statt finden müßte; welches doch keineswegs bemerkt
19wird. Eben so könnte dieser Morgenwind nur bey Tag wehen;
20aber er wehet auch die Nacht hindurch. Endlich müßte sich das
21Phänomen auch ausserhalb der Wendekreise zeigen, was doch
22nicht der Fall ist. Es rührt ja dasselbe blos von dem Unterschiede
23in der täglichen Wärme eines Ortes ab. Dieser Unterschied ist
24aber bey uns weit größer, als in dem heissen Erdstriche; und
25wir müßten folglich auch bey uns des | Nachmittags beständige134
26Ostwinde, oder wenigstens Nordostwinde haben, wovon wir aber
27nichts wissen.
28So viel Hypothetisches auch Hube’s Buch über die Ausdün-
29stung hat, seine Erklärung der beständigen Ostwinde unter den
30Windezirkeln, ist vortrefflich, und kurz folgende.
31In dem Striche zwischen den Wendekreisen, welcher die Sonne
32beständig über dem Scheitel hat, wird die Luft weit stärker er-
33wärmt, als ausserhalb der Wendekreise. Dadurch wird sie ausge-
34dehnt, steigt, weil sie zu beyden Seiten nicht ausweichen kann, in
35die Höhe, und fließt, da Alles, was nicht unterstützt oder balancirt
36ist, gegen den Mittelpunkt der Erde fällt, auf die benachbarte
37niedrigere Luft, ansserhalb der Wendekreise zu beyden Seiten
38herab. Hiedurch wird diese Luft stärker gedrückt, als vorhin;
39und der untere Theil derselben dringt daher, da innerhalb der
40Wen|dekreise durch die Verdünnung der Luft daselbst Raum ge-135
41macht worden ist, in diesen Raum ein, und stellt das Gleichge-