II. 3. Von den wässerichten Lufterscheinungen.
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1nicht mit der Behauptung dieser Parthey vereinen. – Wollte sie
2aber sagen, die Zersetzung des Dampfes geschehe erst später, und
3in höhern Regionen, so nimmt sie offenbar an, daß dieser Dampf
4doch eine Zeitlang für sich allein in der Atmosphäre bestehe,
5und erst hernach durch die auflösende Luft zersetzt werde. Was
6aber, auch nur während eines Augenblicks für sich bestehen kann,
7warum sollte das nicht auch länger in diesem Zustande fort-
8dauren können, vorausgesetzt, daß nichts einträte, was dieser
9Fortdauer hinderlich wäre, welches aber hier der Fall seyn muß,
10da man durchaus nichts davon verspürt. – Endlich aber ist es ja,
11wie schon oben bey den Bestandtheilen der Atmosphäre erinnert
12wurde, eine ausgemachte Wahrheit, daß in allen Fällen, wo eine
13gänzliche Zersetzung oder eine | wahre chemische Verbindung193
14erfolgt, auch eine Vermehrung in der Dichtigkeit der Zusammen-
15setzung statt finde.∗Ganz nahmentlich gilt dieß von allen Gasar-
16ten – zu welchen auch die Dämpfe gehören. Am deutlichsten steht
17man es bey der wirklich chemischen Vereinigung des Stickstoff-
18gases und des Sauerstoffgases zu Salpetergas oder zu oxydirtem
19Stickstoffgas; und bey derselben Vereinigung des Sauerstoffga-
20ses und Wasserstoffgases zu Wasser. Die neu zusammengesetzte
21Masse hat immer eine größere Dichtigkeit, oder ein größeres spe-
22cifisches Gewicht, als das | Mittel seiner Bestandtheile. Nirgends194
23aber wird man dieß bey der Verbindung der Dämpfe mit der
24atmosphärischen Luft gewahr. Bekanntlich nimmt vielmehr die
25Dichtigkeit dieser Verbindung je höher hinauf, immer mehr ab.
26Fast noch größere Einwürfe stehen der Behauptung der zweyten
27Parthey entgegen. Man kann geradezu sagen: eine Verwandlung
28des Wasserdampfes in atmosphärische Luft, sey weder erweisbar,
29noch auch für die Erklärung der Phänomene nöthig. Noch Nie-
30mand hat eine solche Verwandlung durch irgend einen direkten
31Versuch darthun können. Nun kann wohl freylich in der Natur-
32lehre nicht alles durch solche Versuche erwiesen werden, und
33gar vieles wird blos hypothetisch angenommen. Aber dann muß
34es entweder aus einleuchtenden Gründen oder aus Analogien,
35schulgerecht gefolgert werden können, oder doch für die Erklä-
36rung gewisser Phäno|mene so unumgänglich nöthig seyn, daß195