Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1macht. Indeß muß doch auch der übrigen zweymahligen Zurück-
2werfung und einmahligen Brechung gedacht werden, weil daraus
3begreiflich wird, wie der endlich in das Auge gelangende Licht-
4strahl cO, dasselbe weit schwächer rühren muß, als wenn er
5unmittelbar von der Sonne in dasselbe gekommen wäre. Es geht
6nähmlich ein beträchtlicher Theil des Strahls für das Auge ver-
7loren, und daher kann seine Wirkung auf dasselbe nicht so groß
8seyn, als sie ohne diesen Verlust gewesen wäre. Indeß bleibt sie
9noch immer groß genug, um das Auge zu afficiren, und demselben
10das Licht in dem Tropfen, in der Richtung Oc bemerklich zu
11machen.
12Welches müssen nun aber die Um|stände seyn, unter welchen259
13der Strahl cO wirklich in das Auge gelangt? Hier ist denn die Dif-
14ferentialrechnung unentbehrlich. Da nun aber diese nicht Jeder-
15manns Sache ist, bleibt nichts anders übrig, als sich mit dem
16Resultate zu begnügen, welches sie gefunden hat. Und sie hat fol-
17gendes gefunden: Wenn die Verlängerung des einfallenden Strahls
18Sa, mit der Verlängerung des gebrochenen cO, einen Winkel SMO
19von 42°2' bildet: so werden alle mit Sa zunächst um den Punkt a
20einfallenden parallelen Sonnenstrahlen, so in dem Tropfen gebro-
21chen, daß sie bey c auch wieder parallel ausfahren. – Diese parallel
22ausfahrenden Lichtstrahlen müssen es also seyn, welche das Auge
23afficiren, und demselben an der Stelle c, helles Sonnenlicht zeigen,
24und | jedesmahl so oft das Auge mit der Sonne und einem Regen-260
25tropfen in einer solchen Lage sich befindet, muß die Erscheinung
26erfolgen.
27Man gedenke sich daher, indem man der Sonne den Rücken
28zukehrt, eine gerade Linie von derselben durch die Rückseite
29des Kopfes in unser Auge gezogen, und von da aus ins Unend-
30liche verlängert. Soll aus einem Regentropfen, der sich der Sonne
31gegenüber befindet und dem wir das Auge zukehren, ein Strahl der
32Sonne, auf dem vorhin genannten Wege in unser Auge gelangen
33und sich da wirksam erweisen: so muß er also auf diese gerade
34Linie bey unserem Auge so auffallen, daß der spitze Winkel, den
35er da mit derselben macht, 42°,2', betrage. Ueberall wo dieß nicht
36der Fall ist, kann unser Auge in dem Regentropfen kein helles
37Sonnenlicht bemerken. Dieß ist denn auch die Ursache, warum
38man nie | einen Regenbogen sehen kann, wenn die Sonne hoch261
39am Himmel steht, und warum derselbe in seiner höchsten Glorie
40erscheint, wenn sie sich im Horizonte befindet. Doch hievon wird
41unten noch die Rede seyn. Jetzt ist es uns um die Entstehung des