1die Scheitellinie des Beobachters fällt, und in dessen Peripherie
2sich die Sonne befindet. Er erscheint horizontal liegend, und ist
3so breit, als der scheinbare Durchmesser der Sonne beträgt. Zu
4gleicher Zeit wird man einen oder auch mehrere concentrische
5Höfe, oder Stücke davon um Sonne und Mond gewahr; und wo
6denn diese Höfe jenen Kreis duchschneiden, erscheinen matte
7Bilder der Sonne oder des Mondes, welche man Nebensonnen
8(parhelii) und Nebenmonde (paraselenae) nennt, und deren man
9also zwey, vier, auch wohl sechs zu gleicher Zeit sehen kann.
10Man hat für diese Erscheinung bisher keine bessere Erklärung,280
11als die, welche Huyghens gegeben hat, und die, wenn man seine
12Annahme gelten läßt, auch vollkommen richtig und befriedigend
13ist. Allein die Annahme – die Annahme! Es müssen cylinderför-
14mige Eisnadeln lothrecht in der Luft schweben, und inwendig
15einen undurchsichtigen Schneekern haben!∗Hier könnte die Luft-
16schifferey noch große Dienste leisten.
174. Vom Gewitter.281
18Das majestätische Phänomen des Gewitters, besteht ausser dem
19gewöhnlich dabey statt findenden Regen, vorzüglich in dem Blitze
20und dem Donner.
21Das Gewisseste, was man vom ersteren weiß, ist, daß er etwas
22elektrisches, d.h. ein großer elektrischer Funke sey, der zwischen
23elektrischen und nicht elektrischen Wolken, oder zwischen einer
24elektrischen Wolke und einem Gegenstande auf der Erde entsteht.
25Zum Beweis dient schon die unverkennbare Aehnlichkeit zwi-
26schen dem elektrischen Funken und dem Blitze, die wirklich so
27groß ist, daß man nur im Grade der Größe und Stärke zwischen
28beyden eine Verschiedenheit bemerkt. Beyde haben nähmlich:
291. Dieselbe Gestalt; vorausgesetzt, daß man sich den Blitz nicht
30so | heraldisch denkt, wie er gewöhnlich gezeichnet wird.282