Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1überzeugt, daß er einmahl nach solchen 30 Tagen auf das Wiener
2Observatorium in einem Pelze kam und sagte: Merken sie nicht
3meine Herrn, daß es heute sehr kalt ist? Gleichwohl aber war es
4nichts weniger, als kalt.
5Die Franklinsche Theorie, schließt sich an die Wilkesche328
6an. Franklin aber kann nicht für den ersten Urheber derselben
7gelten; denn Eberhard in seiner Abhandlung über das Nordlicht,
8hatte schon früher einen ähnlichen Gedanken. Franklin leitet
9das Nordlicht von der Elektricität her. Immer fließt aus derZona
10torridanach den Polen hin sehr viel Luft ab, die wegen der in
11ihr in großer Menge vorhandenen Wasserdämpfe ungemein stark
12elektrisch ist. Viel von dieser Luft verliert sich auf dem Wege,
13im Donnerwetter und dergleichen; viele aber gelangt wirklich zu
14den Polen, zersetzt sich da, und fällt als Schnee auf die Erde. Mit
15diesem Schnee gelangt auch die elektrische Materie, die vorher
16mit den Dämpfen verbunden war, auf die Erde; aber sie kann hier
17nicht so, wie in den wärmeren Gegenden in dieselbe dringen, weil
18die Erde mit einer | starken Eisrinde umzogen, diese Eisrinde aber329
19ein schlechter Leiter für die elektrische Materie ist. Diese Materie
20wird also wieder in die Höhe steigen, sich durch den Luftkreis,
21der bey den Polen wegen der Schwungkraft und der entsetzlichen
22Kälte sehr niedrig ist, einen Weg in den luftleeren Raum bahnen,
23aus diesem dann in sichtbaren Lichtbüscheln hervorströmen und
24sich wieder gegen die gemäßigten Erdstriche hinziehen, woher
25sie gekommen ist, und wo sie nun entweder in die Luft oder in
26die Erde niedergeht. – Zu dieser Theorie bekennen sich jetzt die
27meisten Physiker, und es ist unverkennbar, wie bündig sie sey,
28welch ein Zusammenhang darin herrsche, und wie leicht sich
29Alles daraus erklären lasse, was man bey dem Nordlichte gewahr
30wird. Selbst daß durch dasselbe die Magnetnadel oft so beträcht-
31liche Veränderung erfahre, scheint diese Theorie zu bestätigen.
32Lichtenbergs Hypothese über das Nordlicht ist folgende.330
33Unsere Erde ist ein Magnet. Dieß nimmt man allgemein an, weil
34man sonst die Abweichung der Magnetnadel nicht erklären kann.
35Wäre die magnetische Materie ein Gegenstand des Gesichts, so
36würde an den Polen sicher etwas entstehen, was ein Nordlicht
37wäre. – So wie nun unsere Erde ein Magnet ist, könnte sie ja
38auch ein Bernstein – ein Turmalin – ein elektrischer Körper seyn.
39Der Turmalin wird durch Wärme elektrisch und besitzt beyde
40Elektricitäten. So könnte also auch die Erde ein großer Turmalin
41seyn, der durch die Hitze der Sonne elektrisch wird. Und so