Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1flüchtigen Wesen niedergeschlagen haben, wie sich Wasser
2aus Dampf niederschlägt, und dieser Niederschlag nachher
3zu den mannichfaltigen Formen zusammen geronnen seyn,
4die wir jetzt bemerken. Etwas Aufmerksamkeit auf die
5Erscheinungen der Natur, die täglich unter unsern Augen
6vorgehen, rechtfertigt eine solche Annahme sehr. Inflam-
7mable Luft mit dephlogistirter verbrannt, giebt Wasser,
8es komme nur her, wo es wolle; dieses Wasser kann nun
9schon Eis werden, zu welchem sich jene gemischte Luft
10nicht verdichten ließ. Wird dieses Wasser auf gebrannten
11Gips gegossen, so verhärtet es mit ihm, und läßt sich mit
12ihm zerbrechen, zerreiben und in Staub verwandeln. Auf
13die Weise bestehen unsere Gipsfiguren, und unsere pracht-
14vollen Stuckatur-Arbeiten zum Theil aus inflammabler und
15dephlogistisirter Luft, | denen man ihr Feuer entzogen hat,391
16das selbst ein elastisches Wesen ist, und nach einigen selbst
17vermauert werden kann. Eben so verhält es sich mit den
18metallischen Kalchen, mit denen sich dephlogistisirte Luft
19verbindet, sich mit ihnen pulverisiren und gebrauchen läßt,
20Häuser und Gesichter damit anzustreichen, und Töpfe zu
21allerley Gebrauch. Ja, da man sogar die widerspenstige
22Kieselerde als Dunst dargestellt hat, wer will nun die Mög-
23lichkeit, Alles so darzustellen, läugnen? Im Pflanzenreiche
24wird dieses noch auffallender. Viele Pflanzen wachsen ohne
25etwas weiter nöthig zu haben, als reines Wasser und Luft,
26und bey ihrer Zerstörung findet man wieder luftigen Stoff,
27und etwas, was jetzt wenigstens weder Wasser noch Luft
28oder Dunst mehr ist, aber doch aus Luft oder Dunst ent-
29standen seyn muß. Man betrachte den prachtvollen Bau
30einer Hyacinthe, wie sie dort aus dem Wasser in | Luft392
31hervorgeht, das Wohnzimmer mit Duft erfüllt, der sich blos
32dem Geruche offenbart, und der vorher im Wasser, in der
33Luft, und selbst in der Zwiebel auch diesem verborgen
34blieb. Man berufe sich hier nicht auf das Saamenkorn,
35denn dieses ist auf eben dem Wege geworden, auf dem
36die Pflanze ward. Wann Erde nöthig ist, Früchte (das ist
37Saamen) zur Reife zu bringen, so kann man immer fragen:
38sollten nicht Pflanzen, die man aus bloßem Wasser und
39Luft, also aus Dunst in Menge erzöge, nachher faulen ließe,
40eben jene Erde geben, die nun mit unwirthbarem Sande
41der Festigkeit wegen gemischt, den Proceß vollendete, und