1Hypothese so wenig, daß er ihr vielmehr, zumahl noch
2verbunden mit dem, was er von einem Centralfeuer sagt,
3zur Unterstützung gereicht. Denn wüchsen die Dichtigkei-
4ten der Luft nach dem Mariottischen Gesetze schlecht-
5weg fort bis an den Mittelpunkt der Erde, so würde sich
6eine solche Dichtigkeit des Innern der Erde, nicht mit der
7Beobachtung vertragen, die man über die Verrückung des
8Pendels in der Nachbarschaft von Gebirgen angestellt hat.«
9So viel über die Theorie der Erde! Das traurige Resultat, wel-
10ches sich daraus ergiebt, ist dieses, daß wir über die Entstehung
11unserer Erde bis jetzt so viel als nichts wissen, und daß Alles was
12wir darüber zu wissen glauben, nichts weiter als Vermuthungen,
13höchstens Wahrscheinlichkeiten sind. Nicht besser geht es uns mit
14der Geschichte unserer Erde, oder mit den Schicksalen | welche sie404
15späterhin erfuhr. Daß wenigstens einmahl eine ungeheure Revolu-
16tion mit ihr müsse vorgegangen seyn, und daß die jetzige bewohn-
17bare Erde, einst Meeres Boden war, ist unbezweifelt gewiß, und
18kann von Niemand geläugnet werden, der nicht allen Vernunft-
19gründen entsagen will. Es zeugen davon die zahllosen versteiner-
20ten Seegeschöpfe, die man auf den höchsten Gebirgen findet – es
21zeugen davon die versteinerten Gerippe von Landthieren, die man
22jetzt in Gegenden findet, wo keines derselben anzutreffen ist. Die
23französischen Gradmesser fanden auf den Cordilleren, in einer
24Höhe von 2200 Toisen, Conchylien; und in der Schweitz und
25auf dem Harze hat man Elephanten Knochen ausgegraben. Dieß
26alles ist Thatsache, aber noch von Niemand befriedigend erklärt.
27Viele der obigen Theorien-Verfasser, haben sich auch auf eine
28Erklärung dieser Phänomene eingelassen: | aber nichts weiter, als405
29Träume oder Muthmaßungen sind ihre Erklärungen. Viele, wie
30auch Doktor Hutton, glauben, der Meeresboden sey durch Feuer
31erhoben worden. Noch wahrscheinlicher aber ist die Meynung:
32das alte Land wäre eingesunken, das Wasser also von seiner alten
33Stelle weggeflossen, und so dort der Meeresboden hervorgetreten.
34Hierüber wenigstens hat man Erfahrungen im Kleinen. So gieng
35im Jahr 1421 in Holland ein Erdstrich mit 27 Dörfern unter.
36Siehe darüber Lulofs Einleitung zu der mathematischen und
37physikalischen Kenntniß der Erdkugel, aus dem Holländischen
38übersetzt von Kästner. Göttingen 1755. – Man führt freylich
39ähnliche Erfahrungen auch für die erstere Hypothese an. So ent-
40stand im Jahr 1277 der sogenannte Doller; so trat im Sept. 1538
41derMonte nuovobey Pozzuolo in Neapel in 48 Stunden hervor