Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 105

Band 3 - II. Über die Körper überhaupt - Heffte

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1 Antwort hierauf. Das ist wahr. Aber Euer Körper ist ausgedehnt.
2 Das ist eine wesentliche Eigenschafft. Da nun der Raum den der
3 Körper einnimmt ins Unendlich Theilbar ist: so ist es auch der
4 Körper der ihn einnimmt, obgleich der Raum den der Körper
5 einzunehmen scheint, nicht gantz angefüllt, so nimmt doch das,
6 was nach der Theilung wird immer einen Raum ein, oder man
7 muß zugeben, daß das, was einen Raum einnimmt, in Theile get-
8 heilt werden könne, die keinen Raum | 16veinnehmen, und das ist
9 die größte Abgeschmack[t]heit die sich dencken läßt. Es streitet
10 gantz mit der Natur unseres Gemüthes.96
11 Hierauf der Atomist pp
12 Aber obgleich nichts was ausgedehnt ist in Theile zerlegt werden
13 kan die nicht ausgedehnt wären, so folgt doch daraus nicht, daß
14 das Zusammengesezte aus Theilen bestehe die zusammengesezt
15 seyen. Nichts weniger.
16 Die Zusammensetzung schließt den Begriff der Einfachheit nicht
17 allein nicht aus, sondern implicirt ihn vielmehr gewissermassen.
18 – Da Beyspiele von Bibliotheken und Armeen.
19 NB Ich rede nicht von Ausdehnung, sondern von Zusammensetzung.
20 Man muß bey dem Einfachen stille stehen.
21 So können die Körper aus Theilen bestehen die völlig einfach
22 sind, es ist das erste der Existenz. Sie besitzen keine physischen
23 Theile mehr. Es findet also keine physische Trennung mehr statt.
24 Dieses sind nun die Atomen. Große Geometer sind Atomisten
25 gewesen.
26 Diese Einfachheit verträgt sich noch mit der Vorstellung von Fi-
27 gur, denn, da sie ausgedehnt sind so haben sie auch eine Figur.
28 Aber redet man nun von denckbarer geometrischer Theilung, ob
29 noch Theile in ihnen gedacht werden können, ob es noch ein
30 Hinten und ein Vorne giebt, so geht die Theilbarkeit ins Unendli-
31 che fort.
32 Das Resultat von allem dem wäre also

Textkritischer Kommentar

105 1  ausgedehnt]
105unterstr. LB
textkritik 190667
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105 6  der Theilung]
105für dem Theilen
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105 10  gantz … Gemüthes]
105unterstr. LB
textkritik 190669
645833 183158 3
105 11  Hierauf]
105doppelt unterstr.
textkritik 190671
645835 183158 3
105 11  Hierauf der Atomist pp]
105 am Rand erg., dar­unter Aber hier findet nun der Atomist keinen guten Ausweg. Schutz[?] LB
textkritik 190672
645836 183158 3
105 13  folgt … nicht]
105für wi­derspricht es wenigs unserer Vernunft nicht anzunehmen
textkritik 190673
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105 14  die]
105danach gestr. nicht
textkritik 190674
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105 15  Nichts weniger.]
105erg.
textkritik 190675
645839 183158 3
105 17  allein … aus]
105für aus
textkritik 190676
645840 183158 3
105 20  muß]
105doppelt unterstr.
textkritik 190677
645841 183158 3
105 26  Diese]
105unterstr. LB
textkritik 190678
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

486 96 
486 Ganz ähnlich argumentiert Euler im 127sten seiner ‚Briefe an eine deutsche Prinzessin‘ gegen die Annahme ausdehnungsloser Monaden in der Monadenlehre.
anmerkung 190670
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183158 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII D 1 ~ Bl. 16/17. 29953 3 105 8 16v siehe Gesamtregister.
0 183158 Sachregister ~ Ausdehnung ~ Figur. 17954 3 105 26-27 lichtenberg Fi- gur siehe Gesamtregister.
0 183158 645834 Personenregister ~ Euler, Leonhard ~ Schriften ~ Lettres à une princesse d’Allemagne (1768–1772 u.ö.) ~ Briefe an eine deutsche Prinzessin (dt. 1769-1773 u.ö.). 5170 3 486 96 Euler siehe Gesamtregister.
0 183158 Sachregister ~ Teilbarkeit ~ Frage der Endlichkeit ~ Argumente pro und contra. 17668 3 105 1-32 lichtenberg 1 1 Antwort hierauf. Das ist wahr. Aber Euer Körper ist ausgedehnt. Das ist eine wesentliche Eigenschafft. Da nun der Raum den der Körper einnimmt ins Unendlich Theilbar ist: so ist es auch der Körper der ihn einnimmt, obgleich der Raum den der Körper einzunehmen scheint, nicht gantz angefüllt , so nimmt doch das, was nach der Theilung wird immer einen Raum ein, oder man muß zugeben, daß das, was einen Raum einnimmt, in Theile get- heilt werden könne, die keinen Raum  | 16v einnehmen, und das ist die größte Abgeschmack[t]heit die sich dencken läßt. Es streitet gantz mit der Natur unseres Gemüthes. 96 Hierauf der Atomist pp Aber obgleich nichts was ausgedehnt ist in Theile zerlegt werden kan die nicht ausgedehnt wären, so folgt doch daraus nicht, daß das Zusammengesezte aus Theilen bestehe die zusammengesezt seyen. Nichts weniger. Die Zusammensetzung schließt den Begriff der Einfachheit nicht allein nicht aus, sondern implicirt ihn vielmehr gewissermassen. – Da Beyspiele von Bibliotheken und Armeen. NB Ich rede nicht von Ausdehnung , sondern von Zusammensetzung. Man muß bey dem Einfachen stille stehen. So können die Körper aus Theilen bestehen die völlig einfach sind, es ist das erste der Existenz. Sie besitzen keine physischen Theile mehr. Es findet also keine physische Trennung mehr statt. Dieses sind nun die Atomen. Große Geometer sind Atomisten gewesen. Diese Einfachheit verträgt sich noch mit der Vorstellung von Fi- gur, denn, da sie ausgedehnt sind so haben sie auch eine Figur. Aber redet man nun von denckbarer geometrischer Theilung, ob noch Theile in ihnen gedacht werden können, ob es noch ein Hinten und ein Vorne giebt, so geht die Theilbarkeit ins Unendli- che fort. Das Resultat von allem dem wäre also siehe Gesamtregister.
0 183158 Sachregister ~ Teilbarkeit ~ Frage der Endlichkeit ~ als unendlich zu denken (nach Kant). 18140 3 105 1-10 lichtenberg Aber Euer Körper ist ausgedehnt. Das ist eine wesentliche Eigenschafft. Da nun der Raum den der Körper einnimmt ins Unendlich Theilbar ist: so ist es auch der Körper der ihn einnimmt, obgleich der Raum den der Körper einzunehmen scheint, nicht gantz angefüllt , so nimmt doch das, was nach der Theilung wird immer einen Raum ein, oder man muß zugeben, daß das, was einen Raum einnimmt, in Theile get- heilt werden könne, die keinen Raum  | 16v einnehmen, und das ist die größte Abgeschmack[t]heit die sich dencken läßt. Es streitet gantz mit der Natur unseres Gemüthes . siehe Gesamtregister.
0 183158 Sachregister ~ Teilbarkeit ~ Frage der Endlichkeit ~ physisch endlich. 18141 3 105 12-17 lichtenberg Aber obgleich nichts was ausgedehnt ist in Theile zerlegt werden kan die nicht ausgedehnt wären, so folgt doch daraus nicht, daß das Zusammengesezte aus Theilen bestehe die zusammengesezt seyen. Nichts weniger. Die Zusammensetzung schließt den Begriff der Einfachheit nicht allein nicht aus, sondern implicirt ihn vielmehr gewissermassen. siehe Gesamtregister.
0 183158 Sachregister ~ Teilbarkeit ~ Frage der Endlichkeit ~ geometrisch unendlich. 18146 3 105 28-31 lichtenberg Aber redet man nun von denckbarer geometrischer Theilung, ob noch Theile in ihnen gedacht werden können, ob es noch ein Hinten und ein Vorne giebt, so geht die Theilbarkeit ins Unendli- che fort. siehe Gesamtregister.
0 183158 Sachregister ~ Atomist ~ Teilbarkeit. 17673 3 105 11 lichtenberg Atomist siehe Gesamtregister.
0 183158 Sachregister ~ Atom. 17686 3 105 24 lichtenberg Atomen siehe Gesamtregister.
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Abbildungen

Digitalisate

< 0183158310501handschriftVNat_3VII-D1-016r.jpg16r VII D 1, 16r >
01831583105801handschriftVNat_3VII-D1-016v.jpg16v VII D 1, 16v
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