Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 123

Band 3 - II. Über die Körper überhaupt - Heffte

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0
1 Um Ihnen was ich meine durch ein Beyspiel zu erläutern, so will
2 ich einmal einen solchen Blick auf das was wir Flüssigkeit nen-
3 nen werfen. |
4 33vUnsere Welt besteht aus Körpern, deren Theile, jedes nach seiner
5 Art mit Kräfften ausgerüstet sind, mit einem dem Magneten ana-
6 logen Zuge sich nähern, und die mannigfaltige regelmäßige For-
7 men bilden, die wir an organischen, und vielen anorganischen
8 Körpern bemercken.
9 Ohne Flüssigkeit, ohne flüssige Körper wäre unsere Welt ein
10 würckliches Nichts.192 Warum?
11 Was ist flüssigkeit? Wir nennen denjenigen Körper flüssig, bey
12 dem der Zusammenhang der Theile sehr geringe ist, dessen Thei-
13 le sehr leicht jedem Druck und jedem Zug nachgeben, die die
14 Form der Gefäße schnell annehmen, und die sich aus eben dem
15 Grunde, weil sie jedem Druck so leicht folgen sich horizontal
16 stellen.
17 Ich möchte fast hinzu setzen, daß es der Zustand sey, in welchem
18 sich alles am leichtesten findet, was sich finden soll
19 Soll also eine Welt deren Bestandteile eigne Kraffte besitzen, die-
20 se Kräffte äussern, so muß Flüssigkeit da seyn. Das heißt der an-
21 dere Körper muß dem Zug folgen können.
22 Wenn ich einen Baum in einem strengen Winter in Eis Pflantze,
23 so wächßt er nicht. Die Ursache ist leicht ein zu sehen; das Was-
24 ser hat seine Flüssigkeit verlohren die Theilchen des Eises mögen
25 immer den Zug noch nach den Fibern der Wurtzel haben, wie
26 vorher, sie können nicht mehr folgen, auch selbst die Fibern der
27 Wurtzel haben wo nicht ihre Flüssigkeit, doch den Grad von
28 Trennung oder von Distantz der eintzelnen Theile verlohren, der
29 sie fähig machte jenen Zug anzunehmen. | 34rDenn daß jede solche
30 Entfernung der Theile ein niederer Grad von Flüssigkeit ist ist
31 gewiß.
32 Ist also unsere Welt aus Theilen zusammen gesezt, die mit Kräff-
33 ten begabt sind sich einander zu ziehen, damit sich diejenigen
34 finden können, die sich einander suchen, zu dem Grosen Zweck,

Textkritischer Kommentar

123 1 – 3  Um … werfen.]
123 für Was ich meine und was ich mir <nach> selbst nach Ihnen geäusserten Absicht in diesem Collegio zu erläutern vorgenommen habe, das hauptsächlich den Grund der Flüssigkeit zu entdecken.
textkritik 190858
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123 4 – 8  Unsere … bemercken.]
123erg.
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123 17 – 18  Ich … soll]
123erg.
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123 28  Trennung]
123danach gestr. ver­lohren
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123 33  damit]
123doppelt unterstr.
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

500 192 
500 „Ich bin manchmal fast geneigt zu fragen: gibt es in der Welt noch etwas anderes als Wasser?“ (L 929).
anmerkung 190860
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183176 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII D 1 ~ Bl. 33/34. 29973 3 123 4 33v siehe Gesamtregister.
0 183176 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII D 1 ~ Bl. 33/34. 29973 3 123 29 34r siehe Gesamtregister.
0 183176 646024 Verweise ~ Sudelbücher ~ L 929. 17943 3 500 192 L 929 siehe Gesamtregister.
0 183176 Sachregister ~ Flüssigkeit (Eigenschaft) ~ Voraussetzung für Naturprozesse. 17930 3 123 4-34 lichtenberg 1 Unsere Welt besteht aus Körpern, deren Theile, jedes nach seiner Art mit Kräfften ausgerüstet sind, mit einem dem Magneten ana- logen Zuge sich nähern, und die mannigfaltige regelmäßige For- men bilden, die wir an organischen, und vielen anorganischen Körpern bemercken. Ohne Flüssigkeit, ohne flüssige Körper wäre unsere Welt ein würckliches Nichts. 192 Warum? Was ist flüssigkeit? Wir nennen denjenigen Körper flüssig, bey dem der Zusammenhang der Theile sehr geringe ist, dessen Thei- le sehr leicht jedem Druck und jedem Zug nachgeben, die die Form der Gefäße schnell annehmen, und die sich aus eben dem Grunde, weil sie jedem Druck so leicht folgen sich horizontal stellen. Ich möchte fast hinzu setzen, daß es der Zustand sey, in welchem sich alles am leichtesten findet, was sich finden soll Soll also eine Welt deren Bestandteile eigne Kraffte besitzen, die- se Kräffte äussern, so muß Flüssigkeit da seyn. Das heißt der an- dere Körper muß dem Zug folgen können. Wenn ich einen Baum in einem strengen Winter in Eis Pflantze, so wächßt er nicht. Die Ursache ist leicht ein zu sehen; das Was- ser hat seine Flüssigkeit verlohren die Theilchen des Eises mögen immer den Zug noch nach den Fibern der Wurtzel haben, wie vorher, sie können nicht mehr folgen, auch selbst die Fibern der Wurtzel haben wo nicht ihre Flüssigkeit, doch den Grad von Trennung oder von Distantz der eintzelnen Theile verlohren, der sie fähig machte jenen Zug anzunehmen.  | 34r Denn daß jede solche Entfernung der Theile ein niederer Grad von Flüssigkeit ist ist gewiß. Ist also unsere Welt aus Theilen zusammen gesezt, die mit Kräff- ten begabt sind sich einander zu ziehen, damit sich diejenigen finden können, die sich einander suchen, zu dem Grosen Zweck, siehe Gesamtregister.

Abbildungen

Digitalisate

< 0183176312301handschriftVNat_3VII-D1-033r.jpg33r VII D 1, 33r >
01831763123401handschriftVNat_3VII-D1-033v.jpg33v VII D 1, 33v
018317631232901handschriftVNat_3VII-D1-034r.jpg34r VII D 1, 34r
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