Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 124

Band 3 - II. Über die Körper überhaupt - Heffte

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0
1 so müssen sie leicht aufgehangen seyn, sie müssen so zu reden
2 schwimmend erhalten werden, das heißt: sie müssen flüssig seyn.
3 Denn Festigkeit ist determinirte Partheylichkeit für einen gewis-
4 sen Zug, die nur allein wieder und unter seltnen Umständen, auf-
5 gehoben und der Natur wieder gegeben werden kan. – Es könte
6 Z. B. die gefrorne Salpeter Säure Jahrtausende auf Eisen liegen
7 und würde es nicht angreifen, so wenig als Gummi je im Eise
8 aufgelöst werden würde[.] die Theil[e] des Gummis und der Sal-
9 peter-Säure sind zu stark gebunden, es muß erst ein Körper da-
10 zwischen tretten, der äusserst subtil ist, der sie trennt, und der sie
11 Flüssig macht[.] nun geht der Zug nicht so wohl loß, als es tret-
12 ten und die Folgen erst ein. Das Eis wird Wasser und nun kan
13 das Eis erst dem Zug des Gummi folgen und wird nun für den
14 Gummi was ein anderes Fluidum vorher für es selbst war. – Es
15 wird nun in Umstände gesezt, daß | 34vBewegung erfolgen kann. –
16 So hat man lange nicht geglaubt daß der Magnet, die Eisen Auf-
17 lösungen zöge, oder die Mittelsaltze, sie werden aber sehr gezo-
18 gen Versuche mit Stückchen des grünen Vitriols193 pflege ich
19 selbst immer in den Collegiis anzustellen. Es fehlte nur an einer
20 Methode.194
21 Die Natur also wenn sie bauen will, bedient sich immer der Flui-
22 dorum, theils den Materialien Beweglichkeit zu geben theils die
23 Materialien durch Ströhme der selben zu transportiren, so kann
24 das Wasser das heute hier herabregnet vor einigen Wochen noch
25 dem stillen Meere zugehört haben, dieses Wasser wird durch ein
26 Fluidum gehoben, und hängt vielleicht erst als unsichtbarer
27 Dampf, und dann als sichtbarer in einem andern Fluido, der
28 Lufft, wird von dieser, als in einem Strohm herüber gebracht,
29 fällt nun auf unsere Felder lößt die Körper auf die von Sammen
30 können gezogen diese austreiben und so geht es durch aus.
31 In den Pflanzen und nun gar im Thierischen Körpern, geht dieses
32 außerordentlich weit, man kann es ohne Verwunderung[?] nicht
33 gedencken, daß zum Ex. aus Gras und Wasser, das durch den
34 Leib der Kuh durch geht, nunmehr Milch Blut Fleisch Knochen
35 Haar Leder, Horn und die 3 Feuchtigkeiten im Auge werden. Ja
36 wie es eben diesen Dingen Elfenbein wird †††. Dieses trocken

Textkritischer Kommentar

124 12  Das]
124davor gestr. Das Wasser folgt jezt dem
textkritik 190864
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124 17  sehr]
124danach gestr. schön
textkritik 190865
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124 22  theils1]
124erg.
textkritik 190868
646032 183177 3
124 29  von]
124erg.
textkritik 190869
646033 183177 3
124 32  Verwunderung]
124für Erstaunen
textkritik 190870
646034 183177 3

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

500 193 
500 Eisensulfat (FeSO4 ∙ 7H2O); das darin enthaltene Hexaquo-Ion Fe(H2O)6 2+ ist paramagnetisch.
anmerkung 190866
646030 183177 3
500 194 
500 Gegen die Vorstellung, „man könne die magnetische Kraft durch die Wirkung der Säuren völlig vertilgen“, wendet sich Brugman (Beobachtungen 1781, 42 f.), der diese Folgerung voreilig nennt, „denn wenn man einige Tropfen dieser Auflösung [von Eisen und Schwefelsäure] in ein auf Wasser schwimmendes rundes Papier gießt, und einen starken Magneten daran hält, so wird man bald eine Anziehung bemerken.“ Vgl. dazu auch L.s Zusatz zum § 553 bei Erxleben (ErxH, 609 f.) und Bw 2, Nr. 1310 [926 f.].
anmerkung 190867
646031 183177 3

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183177 646031 Verweise ~ Briefwechsel ~ Nr. 1310 an Hufeland. 17942 3 500 194 Bw 2, Nr. 1310 siehe Gesamtregister.
0 183177 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII D 1 ~ Bl. 33/34. 29973 3 124 15 34v siehe Gesamtregister.
0 183177 Sachregister ~ Chemie ~ Reaktionen setzen Flüssigkeit voraus. 17939 3 124 5-14 lichtenberg Es könte Z. B. die gefrorne Salpeter Säure Jahrtausende auf Eisen liegen und würde es nicht angreifen, so wenig als Gummi je im Eise aufgelöst werden würde [ . ] die Theil[e] des Gummis und der Sal- peter-Säure sind zu stark gebunden, es muß erst ein Körper da- zwischen tretten, der äusserst subtil ist, der sie trennt, und der sie Flüssig macht [ . ] nun geht der Zug nicht so wohl loß, als es tret- ten und die Folgen erst ein. Das Eis wird Wasser und nun kan das Eis erst dem Zug des Gummi folgen und wird nun für den Gummi was ein anderes Fluidum vorher für es selbst war. siehe Gesamtregister.
0 183177 646031 Personenregister ~ Brugmans, Anton ~ Schriften ~ Magnetismus, seu de affinitatibus magneticis observationes academicae (1778) ~ Beobachtungen über die Verwandtschaften des Magnets (dt. von C.G. Eschenbach 1781). 6516 3 500 194 Brugman (Beobachtungen 1781 siehe Gesamtregister.
0 183177 Sachregister ~ Flüssigkeit (Eigenschaft) ~ Voraussetzung für Naturprozesse. 17930 3 124 1-36 lichtenberg 1 1 so müssen sie leicht aufgehangen seyn, sie müssen so zu reden schwimmend erhalten werden, das heißt: sie müssen flüssig seyn. Denn Festigkeit ist determinirte Partheylichkeit für einen gewis- sen Zug, die nur allein wieder und unter seltnen Umständen, auf- gehoben und der Natur wieder gegeben werden kan. – Es könte Z. B. die gefrorne Salpeter Säure Jahrtausende auf Eisen liegen und würde es nicht angreifen, so wenig als Gummi je im Eise aufgelöst werden würde [ . ] die Theil[e] des Gummis und der Sal- peter-Säure sind zu stark gebunden, es muß erst ein Körper da- zwischen tretten, der äusserst subtil ist, der sie trennt, und der sie Flüssig macht [ . ] nun geht der Zug nicht so wohl loß, als es tret- ten und die Folgen erst ein. Das Eis wird Wasser und nun kan das Eis erst dem Zug des Gummi folgen und wird nun für den Gummi was ein anderes Fluidum vorher für es selbst war. – Es wird nun in Umstände gesezt, daß  | 34v Bewegung erfolgen kann. – So hat man lange nicht geglaubt daß der Magnet, die Eisen Auf- lösungen zöge, oder die Mittelsaltze, sie werden aber sehr gezo- gen Versuche mit Stückchen des grünen Vitriols 193 pflege ich selbst immer in den Collegiis anzustellen. Es fehlte nur an einer Methode. 194 Die Natur also wenn sie bauen will, bedient sich immer der Flui- dorum, theils den Materialien Beweglichkeit zu geben theils die Materialien durch Ströhme der selben zu transportiren, so kann das Wasser das heute hier herabregnet vor einigen Wochen noch dem stillen Meere zugehört haben, dieses Wasser wird durch ein Fluidum gehoben, und hängt vielleicht erst als unsichtbarer Dampf, und dann als sichtbarer in einem andern Fluido, der Lufft, wird von dieser, als in einem Strohm herüber gebracht, fällt nun auf unsere Felder lößt die Körper auf die von Sammen können gezogen diese austreiben und so geht es durch aus. In den Pflanzen und nun gar im Thierischen Körpern, geht dieses außerordentlich weit, man kann es ohne Verwunderung[?] nicht gedencken, daß zum Ex. aus Gras und Wasser, das durch den Leib der Kuh durch geht, nunmehr Milch Blut Fleisch Knochen Haar Leder, Horn und die 3 Feuchtigkeiten im Auge werden. Ja wie es eben diesen Dingen Elfenbein wird †††. Dieses trocken siehe Gesamtregister.
0 183177 646031 Verweise ~ Vorlesungen zur Naturlehre ~ 1: Erxleben ~ Kap. 11 Magnetismus ~ S. 609. 33230 3 500 194 ErxH, 609 f siehe Gesamtregister.
0 183177 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Vorlesung/Kolleg ~ Experimentalphysik ~ Versuche. 16886 3 124 19 lichtenberg Collegiis siehe Gesamtregister.
0 183177 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Versuche ~ Magnet zieht Eisenvitriol. 17940 3 124 18 lichtenberg Versuche mit Stückchen des grünen Vitriols siehe Gesamtregister.
0 183177 Sachregister ~ Eisenvitriol. 16227 3 124 18 lichtenberg grünen Vitriols siehe Gesamtregister.

Abbildungen

Digitalisate

< 0183177312401handschriftVNat_3VII-D1-034r.jpg34r VII D 1, 34r >
018317731241501handschriftVNat_3VII-D1-034v.jpg34v VII D 1, 34v
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