Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 212

Band 3 - IV. Statik und Mechanik - Heffte

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1 Die große Subtilität muß uns v schrecken wir kennen schon jezt
2 Thiere wovon 60 Millionen in einem Hirsenkorn Raum ha-
3 ben.(163)
4 Alle Einwürfe, die man dem Herrn le Sage gemacht hat lassen
5 sich heben, wenn man die Materie so subtil annehmen kan, als
6 man will, und die Schnelligkeit der corpuscules gravifique[s] so
7 groß als man will.
8 Man setze zum B. die Geschwindigkeit der C. gravifique[s] = 1
9 Million Meilen in einer Sekunde. So ist es einerley ob er [sc. der
10 Körper] ruht oder ob er sich in einer Sekunde durch eine Million
11 Fuße bewegt, er wird eben so gestoßen, also von der Seite ist das
12 Galiläische Gesetz gesichert.(149)
13 Nun Nutzen der Speculation. Aus der Cosmographie der Epicu-
14 räer. Siehe α.1.
15 Alsdann die Einwürfe β)
16 So viel von der Schwere. Ich glaube, daß man die Schwere un-
17 möglich besser erklären kan. Ich bestehe nicht darauf, wer wird
18 auf Dingen bestehen wollen, die kein Gegenstand unsrer Sinne
19 mehr sind. Setzen Sie sie hin wo Cartesens Wirbel sind. Aber ich
20 glaube das einförmige geradlinichte und das Gewebe muß schon
21 jeden geometrischen Kopf auf die Sache aufmercksam machen
22 und wahrlich [bricht ab] |
23 31vNun zum zweyten Theile.
24 Legen Sie nun in diesen Webstuhl(185) Atomen hinein von be-
25 stimmter Form. Kugeln, Würfel, Netzförmige. u. s. w. Wir wol-
26 len nur die von einer gewissen Form betrachten. Die Convexen
27 und Concaven, das Licht pp.
28 Sie können sich an einander anlehnen Bild im Text und ihre Richtung
29 ändern.
30 Wir haben jezt einen Quell des Stoßes und erkennen die Mög-
31 lichkeit einer Richtungsänderung. Was wollen wir weiter. Hier
32 entstehen elastische Fluida. Sie müssen der Schwere folgen, weil
33 sie den Corpuscules gravifiques widerstehen. Die aber durch ihre
34 Figur Modificationen erleiden.(238)

Textkritischer Kommentar

212 33  ihre]
212für die
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212 34  erleiden]
212für erleidet
textkritik 191468
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

561 (149) 
561 An die Stelle einer kontinuierlichen Beschleunigung tritt in Lesages Theorie eine diskontinuierliche; dabei erfährt der fallende Körper bei jedem Stoß durch die Corpuscules gravifiques eine Geschwindigkeitszunahme und fällt dann bis zum nächsten Stoß mit gleichförmiger Geschwindigkeit weiter. Für die Stöße ist jeweils nur die relative Geschwindigkeit, also die Differenz zwischen der Geschwindigkeit der Corpuscules gravifiques und der des fallenden Körpers maßgebend. Wegen der extremen Geschwindigkeit der Corpuscules gravifiques spielt für deren Einwirkung auf den fallenden Körper dessen Geschwindigkeitszunahme keine Rolle. Eine beobachtbare bzw. meßbare Abweichung von Galileis Fallgesetz ergäbe sich erst bei sehr großen Fallstrecken bzw. sehr langen Fallzeiten. – Anders als L. war A. G. Kästner von Lesages Überlegungen gar nicht angetan (Prüfung 1776, §S. 559): „Was Herr le Sage dem galiläischen Geseze entgegen stellt, läst sich also etwa folgendergestalt­ ausdrucken: Es giebt gewisse kleine Zeittheilchen von bestimm­ter Grösse, man weis aber nicht wie groß; am Anfange jedes solchen Zeittheilchens, und sonst nie, stöst einen fallenden Körper etwas, man|
562 weis aber nicht was, auch nicht wie stark; so geht er, in dieser unbekannten Zeit, einen Weg, man weis nicht wie weit. Und nun fällt er ferner nicht nach dem Gesez, das die Leute wollen erfahren haben, sondern nach einem ganz andern, das sich aber durch die Erfahrung nicht als von jenem unterschieden erkennen läst.“
anmerkung 191415
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563 (163) 
563 Wenn man für das Volumen eines Hirsekorns eine Größenordnung von 10–9 m3 annimmt, und ferner, daß es sich bei den „Thieren“ um Protozoën von einer Größe zwischen 10−6 und 10–5 m (also mit einem Volumen der Größenordnung zwischen 10−18 und 10−15 m3) handelt, ist die Zahl von 60 Millionen nicht abwegig, zumal, wenn sich die Tiere dort auch noch herumtummeln können sollen, wie bei Gamauf (1, §S. 271 f.) zu lesen ist.
anmerkung 191441
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565 (185) 
565 Vgl. zum Bild vom Webstuhl, bei dem die Ströme der „corpuscules gravifiques“ die Fäden für Schuß und Kette vorstellen, die umfangreiche Eintragung J 1484, wo es u. a. heißt: „Also was uns bey Erklärung der Erscheinungen in der Natur verstattet ist, ist Form der ersten Theile der Materie, die nicht weiter theilbar sind oder nie weiter getheilt vorkommen oder angenommen werden. Bewegung dieser Körperchen und zwar blos grad­linicht. Trägheit. Geschwindigkeit ohne Gräntze, Subtilität ohne Gräntze Raum ohne Gräntzen, auch gilt dieses von den Richtungen. Die Frage ist, ist dieses alles gegeben, nebst der Sinnlichkeit hat die menschliche Vernunfft Krafft hieraus ein Körper System zu weben, das so aussieht wie unsere Körper­ Welt? […] Ich halte die Auflösung jener Aufgabe für möglich. Die Möglichkeit läugnen zu wollen wäre Indolenz. Der Webstuhl ist groß und bequem und der Zeddel und Einschüsse sind unzählige es läßt sich also etwas­ weben.“ – Vgl. dazu auch die Sudelbuchnotiz J 1416, wo L. die|
566 Theorie von Lesage einen „Webstuhl für die Körper“ nennt. S. auch die Parallelstellen in Nr. 5 (212,24), 13 (226,18) und 15 (236,6).
anmerkung 191504
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574 (238) 
574 „[…], il ne paroît pas suffire à l’explication de tous les phénomènes de l’expansibilité des divers fluides que nous connoissons“, schreibt Prevost am Ende des § 37 (ebd., 51). Man muß daher nach einem zureichenden Grunde suchen, der bei den Molekülen der elastischen Fluida eine ständige Bewegung hervorruft und erneuert, „un mouvement qui eût toutes les conditions déterminées par les phénomènes de l’expansibilité“ (ebd. (§ 38)). Diesen Grund findet Lesage in einer Gestalt der Moleküle, wie sie die Abb. zeigt. Sie bewirkt, daß die corpuscules gravifiques, die gegen die konkave Fläche prallen, dort herabrollen und so länger und stärker gegen diese Fläche drücken als ihre Antagonisten auf die gegenüberliegende konvexe. Dergestaltige Moleküle haben daher „une source de mouvement en elles-mêmes, indépendant de toute attraction“ (ebd., 53 (§ 39)) und bewegen sich in einerlei Richtung, mit der konvexen Seite voraus. Lesage vergleicht sie mit einem Schiff, nennt die konvexe Seite daher „Bug [proue]“ und die konkave|
575 „Heck [pouppe]“. Da die konkaven Seiten der verschiedenen Moleküle nach allen möglichen Seiten zeigen, werden sie auch nach den unterschiedlichsten Richtungen gestoßen.
anmerkung 191604
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183270 Sachregister ~ Antike ~ Naturphilosophie. 20466 3 212 13-14 lichtenberg Cosmographie der Epicu- räer siehe Gesamtregister.
0 183270 Verweise ~ Vorlesungsnotizen ~ Hefte NL VIII A ~ 2, Bl. 28r (VNat 3, 207,24–208,19). 20456 3 212 14 lichtenberg α .1 siehe Gesamtregister.
0 183270 Verweise ~ Vorlesungsnotizen ~ Hefte NL VIII A ~ 2, Bl. 29r (VNat 3, 210,12–32). 20460 3 212 15 lichtenberg β ) siehe Gesamtregister.
0 183275 646668 Verweise ~ Sudelbücher ~ J 1484. 18445 3 565 185 J 1484 siehe Gesamtregister.
0 183275 646668 Verweise ~ Sudelbücher ~ J 1416. 18446 3 565 185 J 1416 siehe Gesamtregister.
0 183270 Sachregister ~ Fallbewegung ~ Gesetz ~ aus Lesages Schweretheorie hergeleitet. 19013 3 212 12 lichtenberg Galiläische Gesetz siehe Gesamtregister.
0 183270 Personenregister ~ Descartes, Réné ~ Wirbeltheorie. 5739 3 212 19 lichtenberg Cartesens Wirbel siehe Gesamtregister.
0 183270 Sachregister ~ Hypothese ~ Nutzen. 3113 3 212 13 lichtenberg Nutzen der Speculation siehe Gesamtregister.
0 183265 646605 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik I ~ 271. 18438 3 563 163 Gamauf (1, §S.  271 f.) siehe Gesamtregister.
0 183270 Sachregister ~ Metapher ~ Webstuhl. 20461 3 212 24 lichtenberg Webstuhl siehe Gesamtregister.
0 183293 646579 Personenregister ~ Kästner, Abraham Gotthelf ~ Schriften ~ Prüfung eines von Hrn. le Sage angegebenen Gesetzes für fallende Körper (1776). 5792 3 561 149 Prüfung 1776 siehe Gesamtregister.
0 183270 Personenregister ~ Lesage, George-Louis ~ Theorie der Schwere ~ Verallgemeinerung. 19736 3 212 23-34 lichtenberg 1 Nun zum zweyten Theile. Legen Sie nun in diesen Webstuhl (185) Atomen hinein von be- stimmter Form. Kugeln, Würfel, Netzförmige. u. s. w. Wir wol- len nur die von einer gewissen Form betrachten. Die Convexen und Concaven, das Licht pp . Sie können sich an einander anlehnen und ihre Richtung ändern. Wir haben jezt einen Quell des Stoßes und erkennen die Mög- lichkeit einer Richtungsänderung. Was wollen wir weiter. Hier entstehen elastische Fluida . Sie müssen der Schwere folgen, weil sie den Corpuscules gravifiques widerstehen. Die aber durch ihre Figur Modificationen erleiden. (238) siehe Gesamtregister.
0 183270 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Hinweise zur wissenschaftlichen Praxis ~ gesteht abweichende Meinungen zu. 20469 3 212 17-19 lichtenberg Ich bestehe nicht darauf, wer wird auf Dingen bestehen wollen, die kein Gegenstand unsrer Sinne mehr sind. siehe Gesamtregister.
0 183270 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Lesages Theorie der Schwere. 19737 3 212 16-17 lichtenberg Ich glaube, daß man die Schwere un- möglich besser erklären kan. siehe Gesamtregister.
0 183270 Sachregister ~ Infusorien. 12510 3 212 1-3 lichtenberg wir kennen schon jezt Thiere wovon 60 Millionen in einem Hirsenkorn Raum ha- ben siehe Gesamtregister.
0 183270 Sachregister ~ Fluida, elastische (expansible). 16902 3 212 32 lichtenberg elastische Fluida siehe Gesamtregister.
0 183270 Sachregister ~ Kopf, geometrischer. 17203 3 212 21 lichtenberg geometrischen Kopf siehe Gesamtregister.
0 183274 646768 Personenregister ~ Prevost, Pierre ~ Schriften ~ De l’origine des forces magnétiques (1788). 5800 3 574 238 Prevost am Ende des § 37 siehe Gesamtregister.
183270
183284
183294
183273528f876a38900388871453
183275528f876be0ea0431402026
183307528f87831d9e7677709218

Abbildungen

Digitalisate

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