1der Luft mit grosser Begierde an sich, und machte in der Glocke,
2in welcher er sich Stundenlang befand, die größte Trockenheit.
3Wo jetzt der Zeiger hinwies, da setzte Saussüre das Null an
4seinem Maaßstabe hin.
5Um 100 oder den größten Grad von Feuchtigkeit zu bestim-
6men, stellte er das Hygrometer wieder unter eine Glocke, legte
7auf den Boden derselben einen nassen Lap|pen, dessen Dünste die171
8Luft in der Glocke bald saturirten, und das Hygrometer – nach
9seiner Behauptung – auf den höchsten Grad der Feuchtigkeit eben
10so gut stellte, als wenn es unter Wasser getaucht worden wäre. Wo
11in diesem Falle der Zeiger hinwies, da setzte er 100. – Auch ein
12Thermometer brachte er bey seinem Hygrometer an, um dasselbe
13sogleich zur Hand haben, und zu Rathe ziehen zu können.
14Delüc hat gegen das Saussüresche Hygrometer viele Einwen-
15dungen gemacht, so wohl in Ansehung der Brauchbarkeit des
16Haares, als der Bestimmung der festen Punkte. In der ersteren
17Hinsicht wandte er gegen dasselbe ein, daß das Haar dabey
18einen ganz krummen Weg nehme, ungefähr so, wie ihn Fig. 19.
19zeigt. Die beste hygroscopische Substanz sey aber diejenige, wel-
20che einen geraden Weg, die schlechteste, welche einen krummen
21nehme, und eine solche sey die Saussüresche. – In letzterer
22Hin|sicht wandte er ein, daß die größte Feuchtigkeit nothwendig172
23durch Einsenken ins Wasser müsse bestimmt werden, und daß
24man die größte Trockenheit besser durch den Gebrauch des Kalks
25erhalte.
26Er erkohr daher das Wallfischbein, das er nach der Quere der
27Fasern schneidet, zur hygroscopischen Substanz. Es stehet zwar in
28der Subtilität dem Saussüreschen Menschenhaare nach, allein
29er arbeitete es doch so fein, daß ein Streif von einem Fuß in der
30Länge nur14Gran wog, und doch13Unze trug, ehe es brach;
31und dabey hat es den grossen Vorzug, daß ein solcher Streif von
328 Zoll Länge, zwischen den Punkten der größten Trockenheit
33und Feuchtigkeit einen Unterschied von einem ganzen Zoll gibt.
34– Dieß Wallfischbeinhygrometer hat ungefähr folgende Einrich-
35tung. Der Fischbeinstreifen AB (Fig. 20.) ist am obern Ende A in
36eine Art von Zange C aus breit geschlagenem und gekrümm|tem173
37Drathe gefaßt, und vermittelst eines dünnen Messingdrathes D
38an der Welle E befestiget, die dem Zeiger F auf der Scheibe GHI
39drehet. Das untere Ende B des Fischbeinstreifens ist ebenfalls
40mittelst einer Drathzange K und des Drathes M an einen beweg-
41lichen Querriegel NO des Gestelles befestiget, welcher durch die