Drittes und letztes Bändchen.
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1Kleistische Flasche.
2§. 529 – 538.
3Wenn man eine gläserne Flasche A (Fig. 26) etwa zur Hälfte mit
4Wasser anfüllt, und mit einem Korke verstopft – durch diesen
5Kork einen Metalldrath bis in das Wasser der Flasche gehen,
6und oben lang genug, und am Ende mit einem Knopfe versehen,
7herausstehen läßt – hierauf aber die so zubereitete Flasche in die
8Hand faßt, den Drath durch Mittheilung elektrisirt, alsdann aber
9mit der andern Hand denselben berührt: so lockt man nicht nur
10allein einen lebhaften Funken heraus, sondern man empfindet
11auch eine beträchtliche | Erschütterung in dem Körper, besonders260
12in den Gelenken der beyden Arme.
13Am 11. Oktober 1745 – ein merkwürdiger Tag – machte Herr
14v. Kleist, Domherr zu Camin in Pommern, dieser simpeln Ver-
15such, nachher wurde er auch von Cunäus zu Leyden, und noch
16später von Musschenbroeck eben daselbst angestellt. Deßwe-
17gen wird obige Flasche, bald die Kleistische, bald die Leydner,
18bald die Musschenbroeckische Flasche genannt.
19Man gab ihr aber bald eine bessere Einrichtung. Man belegt
20nun eine solche Flasche von innen und von aussen gleich hoch
21mit Stanniol so, daß oben ringsherum ein breiter unbelegter Rand
22übrig bleibt, welchen man mit einem Firniß von Siegellack über-
23zieht. Der Drath muß nun die innere Belegung berühren, zu wel-
24chem Ende er mit einem Kettchen versehen wird, welches auf
25dem Boden des Glases liegt, und | also die Belegung an mehreren261
26Stellen berührt; oder er endet sich in mehrere Windungen, die
27sowohl die Seiten des Glases als den Boden berühren.
28Soll nun die Flasche geladen werden, so hält man sie entweder
29mit dem Knopfe des Draths an den Conduktor einer Elektri-
30sirmaschine, oder man läßt von demselben einen andern Drath
31auf diesen Conduktor herüber gehen. So wird dann die innere
32Belegung elektrisirt. Die äußere Belegung erhält von selbst, das
33heißt, ohne weiteres Zuthun, die entgegengesetzte Elektricität der
34inneren – nähmlich durch Vertheilung. – Sie muß dann aber –
35wenn die Flasche eigentlich geladen werden soll – nicht isolirt
36seyn, zu welchem Ende man einen Drath von derselben auf die
37Erde herab gehen läßt. Man kann aber auch durch einen Drath
38die äußere Belegung mit dem Reibzeuge in Verbindung setzen.