1
Vorwort
2
Auch wenn eine wissenschaftliche Gesamtausgabe von Georg
3
Christoph Lichtenbergs Schriften noch aussteht, so liegt doch der
4
Kernbestand seines literarischen Nachlasses in einer modernen
5
Ausgabe vor; anders verhält es sich mit den naturwissenschaft-
6
lichen Aufzeichnungen. Als seine Söhne im Jahre 1844 eine
7
zunächst auf sechs Bände angelegte Werkausgabe veranstalteten,
8
verzichteten sie darauf, „die rein wissenschaftlichen Schriften“ in
9
ihre Edition aufzunehmen, da „sie für ein größeres Publikum
10
überall nicht, und, bei dem jetzigen Stande der Wissenschaften,
11
auch für Männer vom Fach im Ganzen nicht mehr von bedeuten-
12
dem Interesse sein dürften.“ In den kurz nach Lichtenbergs
13
Ableben erschienenen Vermischten Schriften, herausgegeben von
14
Lichtenbergs Bruder Ludwig Christian und dem Gothaer Physik-
15
Professor Friedrich Kries, hatte man den Physikalischen und
16
mathematischen Schriften noch vier von neun Bänden vor-
17
behalten. Im neunten und letzten Band dieser Ausgabe hatten die
18
Herausgeber zwar eine Reihe von bislang unveröffentlichten
19
physikalischen Bemerkungen aus den Notizbüchern des Verstor-
20
benen aufgenommen – als „Beweis von der steten Aufmerksam-
21
keit des Verfassers auf Alles, was seine Wissenschaft anging“ –
22
doch war „derjenige Teil seiner Papiere [...] unbenutzt geblieben,
23
der die Vorbereitungen zu seinen physikalischen Vorlesungen“
24
enthielt.
25
Diesen Teil des Nachlasses in einer der Bedeutung seines Ver-
26
fassers angemessenen Edition zugänglich zu machen, hat die
27
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, unter deren Ägide
28
in den Jahren 1983–2004 bereits die vier Text- und zwei
29
Registerbände von Lichtenbergs Briefwechsel erschienen sind, zu
30
ihrem Anliegen gemacht. Das Vorhaben wurde im Jahre 1997 in
31
das gemeinsame Programm der Union der deutschen Akademien
32
der Wissenschaften aufgenommen, und im gleichen Jahr wurde
33
in Göttingen eine Arbeitsstelle eingerichtet. Seine Umsetzung
34
erfolgt in enger Abstimmung mit der Technischen Universität
35
Darmstadt, deren Lichtenberg-Forschungsstelle gemäß einer
36
gemeinsamen Vereinbarung die Edition der sämtlichen zu Leb-
37
zeiten Lichtenbergs gedruckten Werke, mit Ausnahme seiner
38
Bearbeitungen des hier vorliegenden Lehrbuches, und des ‚schön-