Drittes und letztes Bändchen.
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1§. 487. Richmansche Regel.
2Bey dem Gemische zweyer flüßiger Körper von ungleichen Gra-
3den der Wärme, vertheilet sich die Wärme beyder zusammen
4genommen ebenfalls gleichförmig durch das ganze Gemische.
5Richmanns Regel ist daher folgende:
6MC + mcM + m, wo
7M und m die Massen der beyden zu vermischenden Körper127
8C und c die ihnen zukommenden Grade der Wärme bedeuten. Es
9sey M = 1, C = 100; m = 1, c = 70 so ist also die Wärme des
10Gemisches =1·100+1·701+1=100+702=1702=85°.
11Aber man muß es ja nicht vergessen: die Richmannsche Regel
12gilt blos von Vermischungen einer und derselben flüßigen Mate-
13rien nach verschiedenen Quantitäten und Temperaturen, und
14nicht schlecht weg auch von Mischungen heterogener Materien.
15Was sich im letztern Falle ereignet, führt auf den Begriff von
16specifischer Wärme und Capacität für die Wärme, wovon so
17gleich die Rede seyn wird.
18c. Von der Wärmeleitenden Kraft der Körper:128
19vis conductrix caloris.
20§. 488. 489.
21Wenn man einen eisernen Stab an dem einen Ende erhitzt, so kann
22man ihn am andern Ende nicht lange in der Hand halten. Bringt
23man aber ein Holz an, so geht es. – Dieß hat man bereits auch
24praktisch eingeführt. So ist z.B. der Henkel bey den silbernen
25Kaffer- und Thee-Kannen von Holz, weil man sie sonst nicht
26anfassen könnte.
27Nicht alle Körper sind gleich gute Leiter für die Wärme. Das
28Holz ist ein sehr schlechter Leiter. Selbst die Erden und Steine sind
29bessere. Daher muß man sichs erklären, daß Reif und Schnee auf
30Brettern und hölzernen Brücken sich anhäufen und liegen bleiben,
31wenn sie auf den gepflaster|ten Strassen schon geschmolzen sind.129
32Daher sind auch hölzerne Häuser weit wärmer, als steinerne. –
33Wollene Tücher sind auch vorzüglich schlechte Leiter der Wärme.
34Daher thun dergleichen Kleider dem Menschen im Winter so